Acht Monate später, die Sache mit Claudia hatte sich stark verfestigt, beantragte ich meinen ersten 10 Prozent Flug.
Ich beantragte einen Flug Düsseldorf nach Wien über Stuttgart mit der Lufthansa, es sollte unsere Hochzeitsreise sein.
Eine Hochzeitsreise findet normalerweise kurz nach der Hochzeit statt, da es aber sehr lange dauert, bis so ein Flug genehmigt ist, beantragte ich den Flug, bevor die Hochzeit stattgefunden hatte.
Unsere belle etage bemerkte dann auch blitzschnell, nach zwei Wochen, dass Claudia nicht mit mir verwandt war und schloss messerscharf, ein Flug für Claudia könnte nicht beantragt werden.
Auch nach dem Versuch der Aufklärung unserer belle Etage blieben sie bei ihrer Ablehnung. Ab da verhandelte ich direkt mit der Dame in der Lufthansa-Reisestelle in Frankfurt, die sich wesentlich aufgeschlossener zeigte.
Einfache Lösung, die Tickets werden in Düsseldorf bei der Lufthansa-Passage hinterlegt und nach Vorlage der Heiratsurkunde ausgehändigt.
Die Idee war für die belle Etage zu gut und sie bestand darauf, dass die Tickets bei ihr hinterlegt werden müssen.
Die müssen halt was zum Verwalten haben.
Der Polterabend war am Freitag, die Hochzeit am Samstag und der Flug am Sonntag. Sonntags hat die belle Etage frei und sie hatten natürlich nicht auf das Datum geschaut und ne Alternative erdacht.
Durch den heroischen, privaten Einsatz unseres Ausbildungsleiters, der die Tickets in seiner Freizeit aus dem Büro holte, stand dem Flug nichts mehr im Weg.
Dachte ich.
Das Hick-Hack um die Tickets war schon nervig, aber am Flughafen beeindruckte mich meine Frau mit ihren Problemen gewaltig. Sie meinte der Flug nach Wien wäre ausgebucht und wir würden wohl nicht mitkommen.
Wie man weiß, man kann solche Befürchtungen einer Frau nur durch harte Fakten zerstreuen.
Das Prozedere beim Einsteigen war bei Lufthansa so: erst die regulären Passagiere einsteigen, dann wir. Also sehen, wie die Leute einsteigen, es werden immer mehr, die Hoffnung der Frau schwindet mit jedem Passagier, der vorbeigeht. Diese Unsicherheit ist für eine Frau untragbar.
Sie schickte mich also alle paar Minuten, durch die Menschenschlange, zur Mitarbeiterin am Counter um zu fragen, ob denn für uns noch Platz bleibt.
Mit dieser netten Dame habe ich dann ausgemacht, dass wir uns jedes Mal, wenn ich vorbeikomme, freundlich annicken, das half ihr und mir und vorallem meiner Frau.
Doch diese Beruhigung führte bei meiner Frau zu neuen Problemen.
Wir hatten in Wien kein Hotel gebucht!
Was, wenn in Wien Kongresse, Olympische Spiele oder Einwanderungswellen wären?
Ich war ziemlich froh, dass sie nicht wusste, wir kämen wenn, dann erst bis Stuttgart mit, dort begann das Spiel von neuem, denn dort mussten wir zum Anschlussflug.
Wir kamen nach Stuttgart mit. Puh. Auf dem ganzen Flug haben wir dann über die Hotelauslastung in Wien diskutiert.
Eine geradezu nette Abwechslung war da das Bangen in Stuttgart jetzt nach Wien mitzukommen.
Hochzeitsreise hard core.
Der Flug nach Wien war, bis auf die diversen Befürchtungen meiner Frau, ereignislos.
In Wien hatte ich dann richtig Pech, denn kurz nach den Gepäckbändern war ein kleiner Stand mit der Aufschrift „Hotel“. Claudia war nicht zu halten, stürzte sich geradezu auf diesen Stand und hatte blitzschnell ein Hotel gebucht.
Ein Doppelzimmer im Hotel Wandl.
Ich hatte eher die Vorstellung, in die Stadt zu fahren, Hotels und Zimmer anzusehen und entsprechend zu buchen.
Nun gut, wir hatten gebucht, also ab ins Hotel Wandl.
Das Doppelzimmer im Wandl hatte getrennte Betten.
Und das auf der Hochzeitsreise!!!
Es wurde trotzdem eine tolle Hochzeitsreise. Wien war die Reise wert und besonders hat uns das kunsthistorische Museum gefallen.
Man lernt aus Erfahrungen. Die Rückreise verlief, trotz gleicher Einsteigeprozedur, wesentlich entspannter. (Wir wohnten ja auch in Düsseldorf und brauchten daher kein Hotel!)